In alter Zeit lebten ein Bruder und eine Schwester. An einem schönen Sommertag gingen sie beide in den Wald Beeren pflücken und verirrten sich. Sie gingen kreuz und quer durch den Wald, aber heraus aus dem Wald kamen sie nicht. Schließlich wollte der Junge unbedingt etwas trinken. Da gerieten sie an eine schöne Quelle, aus der der Junge trinken wollte, aber eine Stimme aus dem Walde rief: "Trink nicht! Wer dieses Wasser trinkt, wird ein Hase."
Der Junge trank nicht, sondern ging weiter. Der Durst plagte ihn sehr. Wieder sah er ein Wasserloch und wollte trinken. Er war schon am Rande des Lochs, als eine Stimme rief: "Junge, trink nicht! Wer hiervon trinkt, wird ein Fuchs."
Auf die Bitte der Schwester hin trank der Bruder nicht, und sie gingen wieder weiter. Der Durst plagte den Jungen geradezu tödlich. Nach einer Weile gelangten sie wieder an eine Quelle. Als der Junge trinken wollte, rief wieder eine Stimme aus dem Wald: "Junge, trink nicht! Wer hiervon trinkt, wird ein Reh."
Wohl verbot die Schwester es ihm und bat ihn, nicht zu trinken, aber der Bruder konnte den Durst nicht mehr ertragen. Er gab seiner Schwester sein Strumpfband und befahl ihr, ihm dieses um den Hals zu binden, falls er ein Reh werden sollte. Dann trat er an den Rand der Quelle und trank. Im gleichen Augenblick verwandelte er sich in ein Reh. Die Schwester band ihm das Strumpfband um den Hals und führte ihn zunächst an der Hand weiter. Schließlich konnte er sich von der Schwester losreißen und lief in den Wald. Die Schwester ging weinend nach Haus, aber aus dem Bruder wurde das erste Reh.