84. Des Teufels Diener

Vor alter Zeit, als große Hungersnöte auf der Erde waren, wanderte ein junger Bursche traurig durch die Stadt und suchte Geld (=Verdienst), um Brot zu verdienen. Ihm kam ein junger Herr entgegen und fragte: "Warum bist du so traurig?" Der Junge sagte: "Ich suche einen Verdienst, damit ich etwas zu essen habe." Der Herr sagte: "Komm mit mir!" Der Junge versprach, mit ihm zu gehen, wenn es nur passe. Aber dieser Herr war der alte Gehörnte selbst. Er sagte zu dem Jungen: "Wenn ich dich bei mir in Dienst nehme, dann darfst du dir das Jahr hindurch nicht den Mund waschen, das Haar kämmen, die Nägel schneiden, noch dich säubern. Sonst gibt es keine Arbeit, du gehst nur in die Stadt essen."

Der Junge war es zufrieden. Sie gingen nun in die Hölle. Der alte Gehörnte gab ihm Geld und hieß ihn, am Morgen in die Stadt zum Speisehaus zu gehen, um zu essen. Der Junge (=Knecht) aß, zahlte das Geld und kam zurück. Am Abend gab der Gehörnte ihm wieder Geld, und der Junge tat ebenso. So ging er jeden Tag mittags und abends essen. Andere Arbeit gab es das ganze Jahr hindurch nicht. Nach einem Jahr hatte der Mann Haare wie ein Wald, die Nägel waren schrecklich lang, der Mund ekelhaft, und überhaupt war er wie der alte Gehörnte selbst.

Der Speisehauswirt hatte drei Töchter. Der alte Heide (=Teufel) sagte: "Geh jetzt und freie um die älteste Tochter! Sieh zu, daß sie deine Frau wird!" Der Mann hielt dem entgegen: "Ich sehe doch so schrecklich aus!" Der alte Heide aber zwang ihn zum Gehen. Der Mann kam auch und bat die älteste Tochter: "Willst du nicht vielleicht meine Frau werden?" Die älteste Tochter sagte: "Eher werde ich zu dem Teufel gehen als zu dir: du bist ja schrecklich und ekelhaft!"

Der Mann ging fort und sagte: "Es wurde nichts aus der Freierei." Der alte Heide fragte: "Was sagte sie?" Der Junge antwortete: "Sie sagte, eher werde ich zu dem Teufel gehen als zu dir!" Der alte Gehörnte befahl ihm nun wiederum, zu der mittleren Tochter auf die Freite zu gehen, vielleicht würde sie mit ihm kommen. Der Mann wollte nicht mehr gehen und sagte: "Wenn die älteste Tochter nicht kam, so wird wohl auch die andere nicht kommen wollen." Der alte Heide sagte: "Vielleicht hast du Glück, sollst immerhin gehen."

Der Junge kam nun zur mittleren Tochter des Speisehauswirtes und erbat sie sich zur Frau. Die sagte ebenso ab wie die ältere auch: "Eher gehe ich zu dem Teufel als zu dir, du bist schrecklich abscheulich!" Der Junge kam zurück und berichtete zu Haus dem Hauswirt, daß jene auch dasselbe gesagt hatte wie die ältere. Der Junge versprach, nicht mehr hinzugehen. Der alte Heide zwang ihn nun mit Gewalt, daß er auch um die jüngste Tochter freien sollte.

Na, auf den Befehl des Hauswirts hin ging nun der Junge zu der jüngsten Tochter und erbat sie sich zur Frau. Die dachte und sagte: "Hier ging er das Jahr über essen, immer bezahlte er schön für das Essen, nie blieb er etwas schuldig. Er ist vielleicht ein sehr reicher Mann. Wenn ich ihn recht putze, wird er vielleicht ein hübscher Bursche." Sie versprach, seine Frau zu werden.

Die Verlobung wurde gehalten. Der Junge kam nun mit Freuden zu seinem Hauswirt und sagte: "Die Sache ist in Ordnung, die Verlobung ist schon gefeiert." Der alte Gehörnte gab dem Jungen nun Geld, und der ging und kaufte, was immer nur nötig war. Die Braut putzte auch den Burschen heraus, und es wurde aus ihm ein recht feiner Jungherr. Die Hochzeit wurde hübsch gehalten. Der alte Heide kaufte seinem Diener noch einen großen Laden und setzte ihn dort als Kaufmann ein. Nun wurde er schrecklich reich und lebte sehr gut.

Den anderen Schwestern tat es nun wohl sehr leid, daß sie ihr Glück selbst aus der Hand hatten gehen lassen, aber sie konnten es nicht mehr rückgängig machen. Mit Herzenschmerzen sprangen sie in den Fluß und ertränkten sich. Der alte Heide kam nach einiger Zeit, seinen alten Diener zu besuchen und fragte: "Wie lebst du denn, alter Schwager, mit deiner Frau? Ich habe nun zwei Frauen: wie sie dir versprachen, so taten sie auch und kamen zu mir als Frau."

Der Kaufmann lebte und starb denn auch in Wohlstand.