76. Die sieben Brüder

Es lebten einmal sieben Brüder. Da sie sich in ihrer Heimat keine passenden Gemahlinnen finden konnten, gingen sechs von ihnen auf die Wanderschaft, um sich und auch dem zu Hause gebliebenen Bruder Frauen zu suchen. Unterwegs trafen sie mit dem Teufel zusammen. Er wollte auch eine Frau haben und bat die Brüder, daß sie auch ihm eine bringen würden. Als die Brüder ihr Ziel glücklich erreicht hatten, kehrten sie nach Hause zurück, sieben Frauen begleiteten sie. Der Teufel kam ihnen entgegen und fragte sofort, welche von ihnen ihm gehöre. "Du mußt wohl leer ausgehen", erklärten die Brüder. Darüber ärgerte sich der Teufel so, daß er alle sechs Brüder und deren Frauen in Steine verwandelte. Nur die allerschönste verschonte er und nahm sie für sich.

Der Bruder, der zu Hause geblieben war, wartete vergebens auf die Heimkehr der Anderen. Endlich wurde es ihm zu ungemütlich, und er ging auf die Suche. Bald war er im Reich des Teufels angekommen, wo ein altes Weib ihm vom traurigen Schicksal, das seine Brüder und deren Frauen betroffen hatte, erzählte. Da ging der Bruder traurig weiter und suchte und erkundete sich überall nach den Seinigen. Im Wald begegneten ihm ein Vogel, ein Stier und eine wilde Ziege. Er gab ihnen von seinem Brot und behandelte sie freundlich.

Endlich kam er zu der Frau des Teufels und überredete sie, daß sie es versuchen würde, von ihrem Mann zu erfahren, wo sein "Herzensvogel" (ein Vogel, dessen Leben mit dem des Teufels verbunden ist: wird der Vogel getötet, stirbt auch der Teufel) sich aufhält. Die Frau tat es auch. Lachend sagte ihr der Teufel, er lebe im Kopfkissen. Das schlaue Weib fing nun an, das Kopfkissen mit Blumen zu schmücken und zu bekränzen. Der Teufel sah ihr eine Zeitlang zu und lachte sie dann aus: "Mein Seelenvogel hält sich im Ofen auf", rief er nun. Da schmückte die Frau den Ofen und liebkoste ihn. Jetzt erklärte der Teufel, beides sei nicht richtig, sein Seelenvogel lebe im Wald in einer verlassenen Kirche. Die Frau hatte nun genug erfahren. Sie ging zu dem Mann, der seine Brüder suchte, und erzählte ihm alles.

Der Mann ging fröhlich weiter, um den Vogel zu finden. Vor dem Wald war ein breiter Fluß, den er nicht überfahren konnte. Da kam der Stier, dem er im Wald Brot gegeben hatte, und half ihm hinüber, indem er den Fluß leer trank. Bei der Kirche stand er abermals ratlos da: eine hohe Mauer umgab sie, so daß der Mann nicht hineinkonnte. Diesmal half ihm die Ziege. Sie stieß mit ihren Hörnern die Mauer um, und er konnte hineingehen. Nun war er zwar in der Kirche, doch den Vogel konnte er nicht fangen; der flog nur hin und her und ermüdete den Mann. Da kam ihm der kleine Vogel, den er gespeist hatte, zu Hilfe, und bald war der Vogel gefangen. Der Mann tötete ihn und eilte dann froh zurück zu dem Teufel. Der hatte unterdessen auch ein Ende gefunden. Mit Hilfe seines Stockes wurden die Steine wieder in Menschen verwandelt. Froh wanderten nun sieben Brautpaare nach Hause.