74. Der Heilige Georg mit seinen Hunden

Bei einer Stadt lebte einmal eine große Schlange (=Drachen), die hatte zwölf Köpfe. Die Schlange wollte die ganze Stadt voller Menschen auffressen. Alle, die gegen sie kämpften, hatte sie mit ihrem Atem an sich gezogen und verschlungen, so daß keiner mehr wagte, gegen sie zu kämpfen. Zwar versprach der König demjenigen großen Lohn und viele Geschenke, der die Schlange töten würde, aber kein einziger wagte es, länger gegen die Schlange zu kämpfen. Die ganze Stadt war so in großer Not. Da kam einmal der Heilige Georg mit seinen Hunden in die Stadt und hörte die Geschichte, daß die große Schlange die ganze Stadt auffressen wolle. Der Heilige Georg ließ sich gleich ein großes Schwert machen und ließ es von neun Predigern segnen. Dann setzte er sich auf sein Reitpferd, nahm das Schwert in die Hand und ging mit seinen Hunden hin, um gegen die Schlange zu kämpfen. Die Schlange sah schon, daß der Heilige Georg mit seinen Hunden (=Wölfen) und seinem Reitpferd ankam, und sie fing gleich an, ihren Atem gegen sie zu blasen. Der Heilige Georg aber achtete dessen gar nicht und fuhr geradewegs auf die Schlange los. Die Wölfe gingen neben die Schlange und wollten von dort auf sie losgehen. Sie sah das und wandte ihren Kopf gegen die Wölfe, um sie zu verschlucken. So hatte sie keine Zeit, das Kommen des Heiligen Georg abzuwarten. Der fuhr sofort auf sie los und schlug ihr mit dem ersten Schwerthieb gleich sechs Köpfe ab. Er schlug noch ein zweites Mal zu und wieder hatte er sechs Köpfe auf einmal abgeschlagen. Alle Köpfe der Schlange waren schon ab, da rief eine Stimme: "Schlag noch ein drittes Mal!" Der Heilige Georg aber schlug nicht mehr, und die Schlange starb. Hätte er noch ein drittes Mal geschlagen, dann wären die Köpfe der Schlange zurückgesprungen, und sie hätte sich aufs neue widersetzen können, aber der Heilige Georg schlug nicht wieder und so nahm es mit der Schlange ein Ende. Der Heilige Georg ging mit seinen Hunden in den Wald zurück, er hat weder ein Geschenk, noch Lohn, noch überhaupt etwas dafür haben wollen.