In alter Zeit hatte ein Mädchen zwei Söhne. Sie selbst war arm, vermochte es nicht, die Kinder groß zu ziehen, brachte dann das eine (Kind) in den Wald und wollte es umbringen. Da ist ihr ein alter grauer Mann begegnet und hat das Kind für sich zur Pflege erbeten. Sie hat es ihm mit Freude gegeben und hat gefragt, was für ein Gewerbe er habe. Der Alte habe geantwortet: "Ich bin der Waldkönig."
Der Alte hat das Kind genommen und in sein Heim gebracht, um es zum Waldbeherrscher groß zu ziehen. Der Knabe ist zur Freude seines Pflegevaters gedeihlich gewachsen. Als er sechszehn Jahre alt wurde, schickte sein Pflegevater ihn los, den Wald zu besehen. Der junge König fand zuerst einen Baum, der sich gegen einen anderen rieb, den hatte er nun zerschlagen. Dabei hatte er nicht gemerkt, daß dichte Regenwolken aufgekommen waren und daß es stark zu regnen begonnen hatte.
Nun ging der junge König Regenschutz suchen. Zuerst kam er zu einer großen Birke und erbat Regenschutz. Die Birke aber antwortete: "Gestern nahm ich einen unter meinen Schutz, der brach beim Fortgehen noch eine große Handvoll Zweige für sich zum sonnabendlichen Quasten ab. Geh ruhig weiter, dich will ich nicht mehr unter meinen Schutz nehmen!" Dann ging er zu einem Faulbaum, der ihm antwortete: "Du willst wieder meinen Schmuck zum Spielzeug deiner Kinder rauben!" Er ging mit seiner Bitte zu einer Fichte, und sie antwortete: "Komm nur getrost unter meinen Schutz, ich will dich vor dem Regen schützen."
Da hat der Waldkönig alle Laubbäume verwünscht, daß sie nur zur Frühjahrsfreude eine kurze Zeit grün sein sollen, die Fichten und andere Nadelbäume aber ihr ganzes Leben lang.
Weiter kam der Waldkönig an einen Bach und ersuchte ein Pferd, ihn hinüberzubringen. Es antwortete aber: "Ich habe keine Zeit, bald wird der Hauswirt kommen und mich zur Arbeit holen." Da bat er dann einen Ochsen, und der hat den Waldkönig hinübergebracht. Der Waldkönig sagte zu dem Pferd: "Dein Hunger soll nie aufhören und dein Leben lang sollst du nur dienen!" Und dem Ochsen: "Du sollst Freiheit haben!"
Und von dieser Zeit an sind die Bäume im Winter ohne Blätter und das Pferd frißt immer.