59. Die Sprache der Bäume

Wenn du im Walde herumgehst, kannst du hören, wie sich die Bäume miteinander still brausend unterhalten. In alten Zeiten haben sie auch mit den Menschen geredet, da ist aber ein armer Fronarbeiter in den Wald gegangen, um ein wenig Holz zu hauen. Er hat eine welkende Birke ausgewählt, die Birke aber hat sich mit einer rührenden Bitte an ihn gewandt: "Hau mich noch nicht ab, laß mich am Leben! Aus mir werden die Hirtenkinder noch viel Splint essen und Saft trinken können, die Dorfmädchen werden aus meinen Blättern Quaste bereiten, die Korbmacher werden meine Zweiglein gebrauchen!"

Der arme Mann ließ die Birke und ging zur Erle, die wiederum bat: "Erbarme dich meiner, du siehst ja selbst, wie ich bei jedem Schlag blute! Laß lieber die kleinen Kinder mich rinden und Spielzeuge daraus schneiden!"

So hatte jeder Baum etwas zu seinem Schutz zu sagen, und der arme Mann konnte seines guten Herzens wegen kein Holz hauen. Da hat Altvater es so gemacht, daß wir, Menschen, die Rede der Bäume nicht mehr verstehen und sie zu unserem Nutzen hauen und hacken dürfen.