5. Das schlaue Weib und der Bär

Einst sei ein Weib in den Wald gegangen. Im Wald sei ihr ein Bär entgegengekommen. Der Bär habe das Weib gepackt und habe es reißen wollen. Plötzlich aber habe er das Weib neben den Baumstumpf niedergelegt und habe angefangen, ein Stückchen vom Weib entfernt ein Loch zu graben. Das Weib aber habe, während der Bär das Loch grub, ihr Kopftuch auf den Baumstumpf gelegt, habe das große Tuch ("Umschlagtuch") auch noch darauf gebreitet, und habe versucht, nach Hause zu schleichen. Zwischen den Bäumen habe es zuweilen zurückgeschaut, was wohl der Bär mache. Sie habe gesehen, daß der Bär dann und wann über die Schulter zurückgeschaut habe, dann auch einmal hingegangen sei und sich dem "Weib" mit dem Arsch auf den Mund gesetzt habe, um nachzusehen, ob es noch lebe. Natürlich habe der Stumpf nicht geatmet, und so habe der Bär gut Zeit gehabt, das Loch zu graben und seine Jungen dorthin zu bringen. Aber bis der Bär das Weib wirklich in das Loch gebracht habe, sei es schon längst zu Hause gewesen. So sei denn der Bär überlistet ("überschlagen") worden. Deshalb wird gesagt: "Starker Bär und winziger Verstand", oder: "Der Bär hat Kräfte für acht Männer, aber Verstand für einen halben."