Einst berieten sich drei Federkleid-Träger, wie sie aus ihrer schlechten Lage in eine bessere kommen könnten. Sie klagten sehr darüber, daß die Menschen mit ihnen so unbarmherzig umgehen. Man gebe ihnen am allerschlechtesten zu fressen, und außerdem müßten sie im Winter bei strenger Kälte und hohem Schnee immer barfuß gehen. So klagten sie einander ihr Unglück und ihre Plage und faßten schließlich den Vorsatz, zum Gouverneur nach Riga zu gehen.
Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang ("vor der Morgenröte"), als alles noch schlief, waren unsere Bekannten schon auf dem Weg. Nachdem sie den Tag über dahingewatschelt waren, kamen sie gegen Abend totmüde zum Rae-Krug in der Nähe der Stadt Pärnu - dort wollten sie im Nachtquartier bleiben.
Als sie in die Wirtsstube eintraten, gingen sie stolz zur Theke, die Gans voran, die Truthenne hinterher und ganz zuletzt die Ente. An der Theke angekommen rief die Gans mit hocherhobenem Kopf und ausgebreiteten Flügeln in reinstem Russisch: "Gib Bier her ("Tavai piiva!", Lautnachahmung)!" Der Krugwirt nahm den Humpen und schickte sich an, das Bier zu holen. Da rief die Truthenne, stolz ihren Schwanz ausbreitend: "Auf Pump, auf Pump!"
Als er das hörte, wurde der Krugwirt böse und sagte: "Du, Schwein, wie kannst du mir sagen, daß du das Bier schuldig bleiben willst?" Mit diesen Worten warf er der Truthenne den Humpen an den Kopf.
Als die Ente sah, daß der Streit schon im Gange war, rief sie rasch: "Wirt, Wirt, ich bezahle später, ich bezahle später!" Als der Wirt das hörte, wurde er wieder liebenswürdiger und sagte freundlich: "Na, das ist ein Manneswort, das sich hören läßt!"
Da aber der Kopf der Truthenne von dem Wurf sehr schmerzte, brach man die Reise nach Riga ab und beschloß, wieder nach Hause zurückzugehen. Und wer nicht glauben will, daß das eine wahre Geschichte ist, dem mag der blaurote Kopf der Truthenne noch heute dafür zeugen.