32. Der Krieg der Vierfüßler und der Geflügelten

Der Bär wollte sich aus einem Reisighaufen einen Schoß voll Reisig zum Nestbau nehmen. Der Reisigvogel (gedeutet auch als Riesenvogel) bat: "Reiß doch nicht hier heraus, nimm doch vom anderen Haufen! Hier ist mein Nest mit kleinen Jungen." "Na, na", murrte der Bär, "meine Tatze allein ist schon größer als du mit all deinen Schnabelbeinen zusammen, und du willst mich belehren?" "Meinetwegen kannst du so groß sein, wie du willst, aber mein Nest laß unberührt!" bat der Reisigvogel und flog mit hängenden Flügeln vor des Bären Nase. "Ich sehe, du willst deine Kräfte mit mir messen, sagte der Bär wütend. "Komm morgen auf den Vogelbalzberg, dort soll der Wettkampf entscheiden, wer das Recht hat, dem anderen zu befehlen oder ihn zu fürchten."

Der Bär trieb nun alle vierbeinigen Waldtiere auf dem genannten Berg zum Wettkampf zusammen. Als der Reisigvogel das hörte, rief er alle Geflügelten vom Adler bis zur Mücke zur Hilfe. Der Bär war mit seinem Heer zeitig zur Stelle. Nach langem Besprechen und Streiten wurde der Fuchs zum Obersten des Heeres erhoben. Er nahm das Amt an, stellte sich gerade auf und rief: "Während ihr streitet, seht alle auf meinen Schwanz! Hebe ich den Schwanz in die Höhe ("aufrecht"), dann ist der Sieg auf unserer Seite; lasse ich ihn ausgestreckt, dann ist Gefahr im Anzüge; lasse ich ihn ganz hinunter, dann flieht! Behaltet das im Sinn!"

Noch vor Mittag langte auch der Reisigvogel mit seiner Gesellschaft auf dem Kampfplatz an. Alle Vierfüßler waren schon zum Angriff bereit. Der Fuchs stand abseits auf dem Kamm des Berges, hielt den Schwanz hoch. Die Vögel sahen ihre Gegner und fragten einer den anderen: "Wer weiß, warum der Fuchs den Schwanz hoch hält und abseits von den anderen steht?" Der Sperling sagte: "Ich werde gehen und ihn von der Spitze des Berges vertreiben; bis dahin bleibt alle am Ort!" Da flog er dem Fuchs hinten auf den Rücken und pickte ihn mit seinem Schnabel ("seiner Nadel") schmerzhaft unter den Schwanz.

Hui! kniff da der Fuchs den Schwanz zwischen die Beine und lief heulend in den Wald. Als sie das sahen, erschraken die Vierfüßler, und jeder einzelne versuchte, so schnell wie möglich zu fliehen. Der Sieg fiel völlig der Partei der Geflügelten zu. Und so ist das immer: Im Prahlen ist der Bär groß, im Wettkampf ist sein Verstand klein.