3. Die Abenteuer eines russischen Popen

Einmal war an der Kirche zu Pa'nikovitsa ein sehr versoffener Pope, der hatte eine Menge Erbsen gesät. Es gingen aber immer Störche in seine Erbsen, und er konnte das ihnen auf keine Weise abgewöhnen. Da sagte der Küster, man müsse den Störchen Branntwein geben: "Dann werden sie betrunken, und wir können sie lebendig nach Hause tragen." Der Pope brachte ein Viertel Branntwein in einem Eimer aufs Feld und stellte ihn dort hin. Als er am nächsten Tage nachsehen ging, nahm er eine Menge Schnüre mit, um die Störche nach Hause zu tragen. Da lagen dann auch die Störche auf dem Feld wie tot, sie bewegten sich nicht, und sie gaben auch keinen Laut von sich, aber Brüderlein, was waren ihrer viele! Da schaute der Pope nach, noch war am Boden des Gefäßes in den Rillen etwas Branntwein übriggeblieben, so schleckte er auch den noch ab, reihte sie (die Störche) dann alle an ihren Füßen an die Schnur auf und band die Schnur wiederum an seinen Fuß fest. So wollte er sie nach Hause schleppen. Er dachte aber: "Ich werde mich zuerst noch etwas hinlegen." So legte er seinen Kopf nieder, doch hatte er, Brüderlein, zuviel Branntwein abbekommen, und so fiel er in einen tiefen Schlaf. Aber die Störchlein waren, Brüderlein, ihrerseits ihren Rausch losgeworden. Sie erwachten und begannen zu zappeln und zu flattern, und schließlich flogen sie alle auf einmal in die Luft und zogen auch den Popen an der Schnur mit hinauf. So flogen sie so weit weg bis zum Sumpf von Kiirova. Da riß die Schnur, die Störchlein flogen unbeschwert ihres Weges weiter, der Pope aber fiel in den Sumpf. So wie er gerade fiel, sank er bis zum Hals in den Sumpf. Da steckte er dort drei Tage und Nächte, und nur sein Kopf war draußen.

Da kam ein Wolf zu ihm, der kreiste eine ganze Zeit schnüffelnd um ihn herum, wagte aber nicht ihn zu berühren. Das Popchen aber, in Todesangst, suchte heimlich den Wolfsschwanz zu ergattern und rief dann plötzlich: "Ertrink nicht!" Da erschrak das Wölflein, setzte sich in Trab und zog auch den Popen an seinem Schwanz aus dem Sumpf heraus.

So flüchtete der Wolf nun seines Weges, und das Popchen kam aus dem Sumpf heraus. Da fuhr gerade Üläsk von Krantsova dort vorbei, und wie er den Popen erblickte, nahm er ihn auf. So fuhren sie zusammen wieder los, aber das Männchen Üläsk hatte nur ein sehr kleines Pferd. Und wie sie so fuhren, schleckten sie auch über den Mund der Flasche und schliefen schließlich beide ein. Aber das Pferdchen wandte sich an den Wegrand zum Fressen, und es fraß dort so lange Gras, bis ihm das Kummet über den Kopf vom Halse glitt. Da trat es aus den Wagenstangen heraus und ging fressend immer weiter. Als nun die Männer auf dem Wagen erwachten, war kein Pferd mehr da. Sie erschraken, und Üläsk ging das Pferd suchen, aber der Pope schlief wieder ein.

Da kam inzwischen ein alter Bär vorbei und ging schnüffelnd um den Wagen herum. Als er schließlich den Kopf in das Kummet steckte, öffnete gerade das Popchen die Augen. Sobald es den Bären sah, furzte es kräftig, und das Bärchen erschrak auch gleich, als es den Laut hörte, und gab, das Kummet am Halse, Fersengeld. So schleppte es den Wagen hinter sich her, bis es zu den Bienenstöcken von Krantsova kam. Da wandte sich das alte Bärlein voll Begierde nach Honig nach oben (auf den Baum) und zog auch den Wagen nach sich. Da blieb der Wagen zwischen den Ästen hängen, der Bär aber riß sich aus dem Kummet los, zog den Bienenstock auf und trabte fort.

Als aber das Dorfvolk von weitem sah, daß etwas oben im Baum hing, traute sich niemand hinzugehen. Sie meinten alle, daß dies wohl der alte Teufel sei, und so fingen sie an, die Hunde darauf zu hetzen, und zuletzt gingen sie doch alle selber hin. Da fing der Pope an zu schreien und rief: "Holt mich runter, seht ihr denn nicht, daß ich der Pope von Pa'nkovitsa bin?" Aber das ganze Dorfvolk zeterte und schimpfte: "Was Wunder bist du denn den Bienenstock reißen gegangen? Wenn du in so großer Honignot warst, hättest du doch bloß zu uns kommen sollen, wir hätten dir Honig gegeben, soviel du nur tragen kannst. Aber du solltest nicht anderer Leute Bienen anrühren – das ist doch keine Art für einen Popen!" Da nahm sich das Dorfvolk des Popen an, striegelte ihm den Rücken recht heiß und schickte ihn dann nach Hause.