21. Die Elster lehrt den Fuchs

Die Elster habe vor alter Zeit geprahlt: "Ich bin zum Schulmeister der Vögel eingesetzt, der mit seinem knarrenden Geräusch alle Vögel klug machen muß, vom Adler bis zum Mistkäfer." Da habe auch der Fuchs mit der Elster zusammengetroffen. Gleich habe er gefragt: "Warum schwatzt du soviel? Oder zählst du etwa kluge Dinge auf?" Die Elster habe gesagt: "Ich spreche große und merkwürdige Sachen; denn all mein Sinnen und Denken ist darauf gerichtet, wie ich die anderen Vögel klug machen könnte." Der Fuchs habe gesagt: "Wenn du Lust hast, so lehre mich, damit auch ich klüger werde."

Sogleich habe die Elster den Schnabel an einem Ast rein gewischt und habe begonnen: "Ich enthalte meine Klugheit niemandem vor, noch verheimliche ich sie mir. Höre denn und merke dir fleißig: ist es nicht wahr, du glaubst selbst vier Beine zu haben? Aber dem ist nicht so, du hast fünf Beine: siehe, wenn du Hühner stehlen gehst, so geht dein Schwanz auch mit und berührt den Boden. Wenn du stehst, so steht dein Schwanz auch immer ein Stück auf der Erde. Wenn du springst, so springt dein Schwanz auch. Sieh, was für ein hübsches Tier mit fünf Beinen du bist und was ich mir ausdenken kann! Was hältst du nun von meiner Klugheit? Du wunderst dich wohl, so große Dinge von mir zu hören? Siehst du jetzt, was meine Klugheit wert ist?" Der Fuchs wurde böse darüber, daß die Elster behauptete, er habe fünf Beine. Er nahm aus der Tasche eine Pfeife und wollte wie ein Mann Pfeife rauchen, er machte Feuer an und blies der Elster den Rauch zu. Die Elster aber sagte: "Das wird dir die Haare verbrennen!"

Der Fuchs sei ins Nest gegangen, habe die Pfeife in die Pfote genommen und habe sich schlafen gelegt. Das Feuer sei von der Pfeife ins Stroh gegangen, das Nest habe zu brennen angefangen. Der Fuchs sei durch das Feuer hinausgesprungen und habe seinen Pelz rot verbrannt. Von der Zeit an, sobald die Elster den Fuchs erblickt, schreit sie ihm zu.