207. Der schlaue Riegenaufseher

Als Gott der Herr noch auf Erden lebte und ebenso wie die Menschen das Feld bearbeitete, da stellte er auch einen Riegenaufseher ("Riegenpfaffen") bei seiner Riege an und befahl ihm, ordentlich und treu zu dienen. Der Teufel hatte das gesehen und wollte auch das Amt des Riegenaufsehers erlernen. Er ging also in die Riege und schloß mit dem Aufseher Freundschaft. Der empfing ihn auch freundlich, und sie lebten eine Zeit in gutem Einverständnis.

Eines Tages erzählte der Riegenaufseher, daß er ein Faß Bier stiften will, wenn das Korn fertig gedroschen ist. Der Teufel spitzte sofort die Ohren, denn er war ein großer Freund geistiger Getränke, und bat den Riegenaufseher, auch teilnehmen zu dürfen. Der Aufseher wollte aber den Teufel nicht dabei haben und dachte darüber nach, wie er ihn bloß vertreiben könnte. Bald hatte er einen Ausweg gefunden. "Nun, alter Freund", sagte er zu dem Bösen, "morgen plane ich also ein kleines Fest. Du kommst natürlich auch?" "Warum nicht", antwortete der Teufel, "ich komme sehr gern. Wen hast du denn noch eingeladen?" "Ach, es sind ihrer nicht viele", lächelte der Riegenaufseher, "nur der Blitz und der Donner." Als der Teufel das hörte, rief er erschrocken: "Bist du toll geworden? Das sind ja meine größten Feinde! Nein, dann verzichte ich lieber." So wurde der schlaue Riegenaufseher den Teufel los.