Eine junge Frau habe einmal Brotteig geknetet, den Ring habe sie am Finger gelassen. Die Frau habe ihn vom Finger ziehen wollen; da aber die Hände vom Teig schlüpfrig gewesen seien, habe sie ihn mit den Zähnen abgezogen. Beim Ziehen aber sei der Ring zwischen den Zähnen herausgeschlüpft und sei ihr in die Kehle gesprungen. Die Frau sei hingefallen und gestorben. Die anderen hätten nichts davon gewußt, wie die Frau zu Tode gekommen war. Sie hätten ihre Leiche genommen und geschmückt, in einen Sarg gelegt, auf den Friedhof gebracht und begraben. In der Nacht sei ein Räuber auf den Friedhof gekommen, um die frisch begrabenen Toten zu berauben, er sei zufällig an das Grab der Frau geraten, habe es aufgegraben und gesehen, daß die Tote einen hübschen Gürtel umgehabt habe. Der Räuber habe diesen für sich haben wollen. Er habe das eine Ende des Gürtels von der Toten gelöst, das lose Ende in seine Hand genommen und habe sich von der Toten entfernen wollen. Im Zurückweichen habe er so stark am Gürtel gezogen, daß die Tote sich im Sarg herumgedreht habe. Durch solch ein starkes Schütteln habe er der Frau den Ring aus der Kehle herausgeschüttelt. Die Frau habe sich im Sarg zum Sitzen gehoben. Als der Räuber das gesehen habe, sei er davongelaufen, er habe geglaubt, daß die Frau ein Heimgänger sei. Die Frau sei ihm nachgelaufen und habe ihn gebeten stehenzubleiben ("auf dem Fleck zu stehen"), und habe gesagt, daß sie ihm nichts antun werde, sondern ihm noch für die Auferweckung vom Tode danken wolle. Der Räuber aber, als er die Stimme der Frau nähern gehört habe, habe in noch fürchterlicherer Eile zu laufen begonnen, bis er aus den Augen der Frau verschwunden sei. Die Frau aber sei vom Friedhof nach Hause gegangen. Zu Hause angekommen, habe sie durch das Fenster ins Zimmer hineingeschaut und habe gesehen, daß noch ihre Beerdigungsfeier gehalten und geweint wurde. Deshalb habe sie nicht ins Zimmer zu gehen gewagt, sondern sei in den Schafstall gegangen. Nach einer kleinen Weile sei die Mutter der toten Frau in den Stall gekommen, um den Beerdigungsgästen die Schafe der verstorbenen Tochter zu zeigen. Aber wie habe sie sich erschreckt, als sie die tote Tochter dort vorgefunden habe! Lärmend und schreiend sei sie ins Zimmer zurückgelaufen und habe das den Männern erzählt. Die Männer hätten alle große Knüppel in die Hand genommen und seien gegangen, den Heimgänger zu erschlagen. Als die Frau gesehen habe, daß die Männer mit Knüppeln gekommen seien, habe sie sie schon von weitem gebeten und habe ihnen ihre Sterbens- und Auferstehungsgeschichte von einem Ende bis zum anderen erzählt: daß sie kein Heimgänger, sondern ein lebendiger Mensch sei. Daraufhin sei sie ins Zimmer gebracht worden, und es seien noch lange Festlichkeiten wegen ihrer Auferstehung abgehalten worden.