Im Herbst, an einem frühen Morgen, bei schlechtem Wetter traf Gevatter Fuchs auf seinem Spaziergang im Wald mit dem Ochsen zusammen. "Was denkst du, Freundchen?" fragte Gevatter Fuchs, "du siehst so traurig aus und bist voll von Gedanken; es wird dir doch wohl kein Unglück zugestoßen sein?" Der Ochse schüttelte seinen Kopf und sagte: "Es ist mir keinerlei Schaden zugestoßen, aber jetzt kommt schlechtes Wetter, und ich wollte Freunde bitten, daß sie mir einen Unterschlupf geben." Aber Gevatter Fuchs sagte: "Was willst du andere bitten, wenn du dir selbst helfen kannst. Mach dir selbst eine Stube, wo du bei schlechtem Wetter wohnen kannst; dann brauchst du weder deinen Pelz zu weichen noch andere zu bitten." Diese Rede gefiel dem Ochsen, und siehe, beide begannen, eine Stube zu bauen. "Bring Bretter her und lege sie zusammen", sagte Gevatter Fuchs zu dem Ochsen, "du bist stärker; ich grabe unterdessen das Lager fertig." Damit war der Ochse sehr zufrieden, und bald war der Baukram herangebracht. Beide arbeiteten nun tüchtig, und die Wände der Stube wuchsen schnell.
Als der Ochse gerade mit der letzten Tracht von Kiefernzweigen, woraus sie das Dach machten, zur Stube kam, sah er den Gevatter Fuchs nirgends. Er fand auch nicht die Tür, um in die Stube zu gehen. "Gevatter, wo bist du?" rief er, "ich finde dich nicht und auch nicht die Tür, um in die Stube zu kommen." "Ich bin hier im Zimmer", antwortete Gevatter Fuchs, "und hier in der Ecke ist auch die Tür, bücke dich, dann wirst du schon die Tür finden." Da bückte sich der Ochse und sah in der Ecke der Stube eine kleine Öffnung, aus der Gevatter Fuchs den Kopf heraussteckte. "Was ist das", sagte der Ochse, "ist das denn eine Tür?" "Ja, dies ist eine Tür", sagte der Fuchs. "Die Tür ist ja zu klein, durch diese Öffnung kann ich mich ja nicht hineinzwängen", sagte der Ochse. "Das ist auch nicht nötig", sagte Gevatter Fuchs, "die Hauptsache ist, daß ich hineinpasse. Für deine Hilfe danke ich dir sehr, daß du mir geholfen hast, ein Wohnhaus aufzubauen." Als er das gesagt hatte, zog er seinen Kopf aus der Öffnung zurück. Der Ochse mußte traurigen Sinnes weitergehen, irgendwo anders Schutz suchen. Ein anderes Wohnhaus konnte er auch nicht bauen, weil es zu regnen begann.
Jaha, Schläue ist bisweilen mehr wert als große Stärke.