198. Als die Rekruten noch gefangen wurden

Wenn in alter Zeit ein Mann Soldat werden mußte, wurde er festgenommen und fortgebracht. Diejenigen, die in den Wald fliehen konnten, blieben unbehelligt.

Aus dem Hallinge-Dorf sei Mats vom Madise-Gesinde auf das Gut Hallinga zur Arbeit gegangen. Als er eines Tages gerade dort pflügte, wo jetzt der Lubja-Berg steht, habe er gehört, daß die Häscher draußen waren. Mats habe die Ochsen auf der Stelle stehenlassen und sei verschwunden, so daß niemand etwas von Mats gewußt habe.

Einmal sei der Taufsohn von Mats auf die Jagd gegangen und sei zu einem Berg geraten. Der Junge habe ein kleines Häuschen erblickt, sei hingegangen und habe an die Tür geklopft. Mats sei herausgekommen und habe den Jungen sogleich erschlagen wollen. Der Junge habe erklärt, daß er sein Taufsohn sei, und habe gebeten, ihn am Leben zu lassen. Mats habe dem Knaben Schonung zugesagt. Er habe ihn zu sich in das Hüttchen geführt, wo es sehr viel kostbaren Hausrat gegeben sei. Die Wände seien voller Waffen gewesen. Den Knaben habe Mats dazu angestellt, seinen Kopf abzusuchen (=nach Läusen). Beim Abschied habe er zu dem Knaben gesagt: "Daß du es nur keinem sagst! Wenn du es sagst, dann werde ich dich erschlagen." Selbst habe er den Knaben ermuntert, sonntags zu ihm zu kommen, um seinen Kopf abzusuchen.

Die Eltern hätten schließlich nachgeforscht, wohin der Junge jeden Sonntag gehe. Schließlich habe der Knabe alles gestanden. Nun hielten die Leute Rat, wie man Mats festnehmen könnte. Der Knabe habe gesagt: "Wenn ich das erste Mal pfeife, dann bin ich am Platz. Wenn ich das zweite Mal pfeife, dann suche ich seinen Kopf ab. Wenn ich das dritte Mal pfeife, dann nehmt ihn fest!"

Der Knabe habe angefangen, die Läuse zu suchen, und habe gepfiffen. "Warum pfeifst du?" habe Mats gefragt. "Eine Laus!" Der Knabe habe wieder gepfiffen. "Warum pfeifst du?" habe Mats gefragt. "Zwei Läuse!" Der Knabe habe zum drittenmal gepfiffen. Jetzt sei Mats aufgesprungen, aber zur Flucht sei es schon zu spät gewesen. Mats sei festgenommen worden, sei am Kirchenpfosten geprügelt und aus dem Dorf abgetrieben worden. Mats sei ein großer Hexenmeister gewesen, und sein Geld habe er in einem schweren Kessel im Brunnen versenkt gehabt. Zum Räubern sei er beim Rae-Krug gewesen, unter der Brücke von Käära und in einer großen Weide, die dort gewachsen sei. Wen er festbekommen habe, den habe er erschlagen. Den Leichnam habe er in den Fluß geworfen.