Ein alter Bauer, der wohl seinen Tod schon nahe zu haben glaubte, fragte seinen Sohn, der an seiner Stelle Hauswirt geworden war, welches von beiden er am ehesten bekommen wolle, wenn der Vater sterbe: 300 Rubel Geld oder drei gute Lehren. Der Sohn meinte, der Vater werde das Geld doch nicht mit ins Grab nehmen: "Andere Kinder hat er nicht, das Geld bleibt schließlich so oder so mir." Deshalb sagte er zu dem Vater, daß er eher drei gute Lehren als Geld wolle. "Schon gut", sagte Vater, "diese Lehren sind: 1) wenn du ein trächtiges Stutenpferd hast, gib es keinem Fremden zur Arbeit; 2) geh nicht zu oft an eine und dieselbe Stelle zu Besuch, sondern gehe seltener, denn je seltener du gehst, desto mehr wird man dich ehren, und 3) hole dir die Frau nicht von weither!"
So war der Vater denn gestorben. Der Sohn fing sofort an zu prüfen, ob diese Lehren auch richtig und wahr seien. Es ereignete sich auch, als er einst eine trächtige Stute hatte, daß ein Badstüber von ihm das Pferd leihen wollte, damit es bei ihm arbeite. Er gab die Stute dem anderen zur Arbeit, der Badstüber machte zu große Fuhren, das Pferd konnte wegen des schlechten Weges nicht ziehen, der Mann schlug das Pferd, und das Pferd brachte am nächsten Tag ein totes Fohlen zur Welt. Die erste Lehre war also richtig.
Dann ging er zu einem Verwandten zu Besuch, wo er schon lange nicht mehr gewesen war. Was wurde er dort gut aufgenommen! Es wurden sofort die besten Speisen und Getränke zubereitet. Er sei sofort ein zweites Mal wieder hingegangen, man habe auch noch gute Speisen zubereitet, aber schlechter als vorher. Er sei ein drittes Mal wieder nach äußerst kurzer Zeit hingegangen, da sei er nicht einmal zu Tisch gebeten worden, sondern die Hausfrau habe ihren Hausgenossen gesagt: "Macht am Ende des Tisches Platz, laßt ihn auch von unserer Speise nehmen!" Er habe nicht mehr gewagt hinzugehen, er habe gefürchtet, daß man ihn nächstes Mal ganz ohne Essen lassen werde. Somit war auch die zweite Lehre richtig.
Dann hörte er, daß in einem anderen Kirchspiel eine gute, hübsche und reiche Bauerntochter war, um sie ging er freien. Er sei hingegangen, habe die Sache abgesprochen, es seien alle damit einverstanden gewesen: Vater, Mutter und auch das Töchterlein. Ein anderes Mal habe er sich Bettlerlumpen angezogen, einen Sack um den Hals gehängt und den Stock in die Hand genommen, sei dorthin auf den Bauernhof gegangen, um Nachtquartier zu erbitten. Der Vater habe freundlichen Sinnes Nachtquartier und Unterhalt versprochen, die Mutter sei auch nicht viel dagegen gewesen, aber die Tochter habe ihn ganz und gar nicht aufnehmen wollen, sondern habe vor sich hin geschimpft: "Was ist Vater doch für ein Einfaltspinsel! Kommt da ein Bettlerschlingel herein, und er nimmt ihn sofort ins Nachtquartier! Wer weiß, was das für ein Kerl ist, der keine Arbeit tun mag? Wäre ich der Hauswirt, würde ich solchen Leuten schon zeigen, wo die Tür ist, die Pforte finden sie schon selbst!" Der gutherzige Hauswirt aber hörte nicht auf die Tochter und ließ dem Bettler am Abend Essen geben und für ihn in der Ecke unter der Treppe ein Lager bereiten. Das Bettlerchen legte sich schlafen und schnarchte auch gleich los, aber er schlief dennoch nicht. Dort auf dem Bauernhof war zu der Zeit ein Schneider am Nähen. Die Haustochter machte dem Schneider das Lager zurecht und ging selbst auch zu dem Schneider schlafen. Der Schneider zog auch die Hosen aus wie ein tüchtiger Ehemann, und die beiden schliefen auch gleich ein. Na, schön und gut, des Bettlers Geduld war zu Ende, er stand auf, sammelte seine Ballen zusammen, nahm vom Bettpfosten noch des Schneiders Hosen mit und machte, daß er davon kam.
Einmal traf der Vater des Mädchens mit ihm auf dem Stadtmarkt zusammen und fragte: "Na, Schwiegersohn, wann wirst du denn nun auf die Freite kommen?" "Ich habe meine Brautfahrt schon abgemacht." "Wann?" fragte der Vater, aber der Schwiegersohn sagte zunächst nichts, sondern fing an, über etwas anderes zu reden und fragte das Väterchen: "Ich hörte, daß im Herbst bei euch Diebe gewesen seien." Der andere Mann dachte nach: "Ich weiß nicht, was uns gestohlen sein könnte?" Schließlich erinnerte er sich, daß dann des Schneiders Hosen verschwanden: "Sonst weiß ich nichts, was mir gestohlen sein könnte. Die Hosen stahl wahrscheinlich der Bettler, der damals bei uns im Nachtquartier war." Dann sagte der junge Mann die Wahrheit, daß er der Dieb dieser Schneiderhosen war, und was für abscheuliche Dinge seine Tochter getrieben hatte. Wohl tat es nun dem Vater und der Tochter leid, aber was konnten sie daran ändern. Die Freite war beendet. So war auch die dritte Lehre des Vaters richtig.