189. Der kluge Richter

Dort im Dorfkrug sei noch eine andere Geschichte passiert. Ein alter Soldat habe Urlaub bekommen und sei nach Hause gekommen und sei dort im Krug über Nacht geblieben. Es seien dort viele Menschen gewesen: Herren und Bauern, für die Essen sei zubereitet worden, aber dieser alte Soldat habe im Zimmer am Tisch trockenes Brot gegessen. Da sei der Krüger zu ihm gekommen und habe gesagt: "Warum ißt du trockenes Brot? Komm doch und kauf dir eine bessere Mahlzeit!" Aber der Soldat habe gesagt: "Ist nicht nötig, ich bekomme schon vom Speisengeruch meinen Magen voll!" Der Krüger habe nichts dazu gesagt, habe aber den Geruch in Rechnung gestellt. Am Morgen habe er einen halben Rubel haben wollen. Der Soldat wollte nicht zahlen, und der Krüger brachte den Soldaten vor das Stadtgericht. Das Stadtgericht fragte den Soldaten: "Hast du den halben Rubel?" Der Soldat sagte: "Jawohl, soviel habe ich, dann habe ich nichts mehr." Der Gerichtsherr sagte: "Leg es vor!" Da legte der Soldat das Geld auf den Tisch, und der Krüger wollte sich das Geld gleich in die Tasche stecken. Da sagte der Gerichtsherr: "Es dauert noch etwas!" Da wartete der Krüger, daß es ihm erlaubt würde, das Geld zu nehmen. Da aber sagte der Gerichtsherr: "Na, Soldat, steck dein Geld wieder in die Tasche, er hat dein Geld ebenso gerochen, wie du seinen Speisegeruch gerochen hast. Geh jetzt deines Weges!" Wenn sie sich nicht versöhnt haben, so sind sie noch heute im Streit.