164. Der in ein Pferd verwandelte Pfarrer

Ein armer Bauer ging am Vorabend eines Feiertages in den Wald, um Holz zu sammeln. Er hatte schon ein Bündel zurechtgelegt und nahm es auf den Rücken, um nach Hause zu gehen. Da begegnete ihm ein fremder Herr und sagte: "Warum trägst du das Holz auf dem Rücken? Hast du kein Pferd?" Als das Bäuerlein verneinte, schenkte der Fremde ihm ein Pferd, doch verbot er strengstens, ihm etwas zu fressen oder zu trinken zu geben.

Hocherfreut setzte der arme Bauer sich auf das Pferd und ritt nach Hause. Bald aber merkten die Leute, daß es trotz schwerer Arbeit und ohne Fressen doch immer gleich wohl aussah. Sie schalten daher den Bauer einen Zauberer und wollten nichts mit ihm zu tun haben, denn sie wußten, daß er es mit dem Teufel hielt. Der arme Bauer war reich geworden und lebte glücklich.

Es war vor einem großen Festtag, da hatte die Hauswirtin frisches Brot gebacken. Als sie es in die Klete bringen wollte, blickte das Pferd sie mit großen Augen traurig an. Die Frau glaubte, daß ein Stückchen Brot doch nicht schaden könne, und gab dem Pferde zu fressen. Kaum hatte sie das getan, verwandelte sich das Pferd in einen Pfarrer, der ihr erzählte, daß der Teufel ihn in seiner Macht gehalten hatte.