16. Die Augen Rein des Fuchses

Einmal war Gevatter Fuchs durch Wald und Land gestreift und dabei ans Ufer des Muru-Sees gekommen, wo sich ein Bader aus Balkenstücken ein Floß machte, um damit auf den See hinauszufahren. Der Fuchs sah den Mann arbeiten und sagte: "Onkelchen Nachbar, mach mir auch solch ein Floß!" Der Mann entgegnete: "Wenn du noch weiter schwätzt, werfe ich dich auf einen Stein mitten im See!" Der Fuchs wiederum: "Nun mach mir doch schon ein solches Floß!" Da nahm der Mann den Fuchs und warf ihn auf einen Stein mitten im See.

Nun war der Fuchs in Not: er bittet die Fischlein um Hilfe. Die Fische kommen. Zuerst kommt ein großer Hecht. Der Fuchs widersetzt sich: "Auf dir, Aas, will ich nicht sitzen!" Kommt die Quappe. Der Fuchs wiederum: "Auf deiner lahmen Hüfte sitze ich auch nicht!" Kommt der Kaulbarsch. "Scher dich fort, du Knochengerüst!" So kommen viele Fische; der eine aber hatte diesen, der andere den Fehler.

Zuletzt kam der bunte Aal. "Komm näher, meine Füßchen werden sonst naß!" Der Aal kam auch dicht an den Stein, und knaps! griff der Fuchs den Aal, warf ihn auf den Strand und schwamm auch selbst fort. Er sammelte trockenes Reisig, machte ein Feuer an und begann, den Aal zu backen. Das Feuer brannte prasselnd und knallend, und der Fuchs dachte, daß die Jagdhunde kommen. Er sah sich ringsum und begriff schließlich, daß das Geprassel vom Feuer kam. Er nahm den Aal, warf ihn gegen den Stein, daß ihm die heißen Fleischstücke in die Augen sprangen und sie verbrannten.

Blind lief der Fuchs durch den Wald und bat die Birke, daß sie ihm ihre Augen leihen würde. "Habe keine!" erwiderte die Birke. Da bat er die Kiefer. Die gleiche Antwort. Da ging er zur Espe: "Borge mir deine Äuglein! Morgen werde ich sie dir wiederbringen, meine Augen habe ich am Munamägi ("Eierberg") zurückgelassen." Die Espe gab sie ihm, und der Fuchs ging und sang: "Für immer habe ich der Espe die Augen genommen!"

Als die Espe das Lied des Fuchses hörte, begann sie, den Schelm zu verfolgen. Aber sie bekam ihn nicht mehr zu fassen, nur noch die Spitze des Fuchsschwanzes konnte sie berühren, und seit der Zeit an soll die Schwanzspitze des Fuchses weiß sein. Die vom Espenbaum geliehenen Augen sollen ihm verbrannt sein.