157. Geldleihen beim Teufel

In der Gemeinde Pari, etwa sieben Werst von Viljandi, steht das Kudu-Gesinde. Unterhalb des Hofes von diesem Gesinde ist ein hügeliges und talreiches Land. Dort in den Schluchten hätten in alter Zeit auch die alten Heiden (Teufel) gelebt. Einmal habe ein Mann großen Geldmangel gehabt und sei in die Kudu-Schluchten zu den alten Heiden gegangen, um Geld zu leihen. Der Mann habe einen großen Hut voll Geld erhalten und habe es nach einem Jahr zurückzahlen sollen. Auch habe der Mann bei dem alten Heiden nachgefragt: "Wie ist dein Name? Wenn ich nach einem Jahr wiederkomme und du hier nicht zu sehen bist, wie soll ich dich rufen?" Der alte Heide habe geantwortet: "Vilepill-uich (d.h. Rohrpfeife-hoi, als Zuruf) ist mein Name, so rufe mich, dann werde ich schon kommen."

Nach einem Jahr sei der Mann gegangen, um dem alten Heiden das Geld zurückzubringen und habe, als niemand zu sehen gewesen sei, zu rufen begonnen: "Vilepill-uich! Vilepill-uich!" Nach mehrfachem Rufen sei ein alter Heide gekommen und habe gesagt: "Was rufst du noch nach Vilepill-uich? Er ist gar nicht mehr da! Der Donner tötete ihn schon im vorigen Jahr in Rußland, auf der Weide des Gutes Viljandi." Der Mann sei nach Hause zurückgegangen, froh, daß ihm das Geld geblieben war.