156. Der Teufel rettet seinen Wohltäter

Es sei einmal auf einen Bauernhof ein fremder Mann gekommen, habe gesagt, daß ihm ein Wagenrad kaputtgegangen sei und habe von dem Hauswirt ein Rad haben wollen, das der Hauswirt, ein guter Mann, auch gegeben habe. Der Fremde habe das Rad genommen, habe gedankt und habe beim Fortgehen gesagt: "Wenn du nun mal nach Tallinn (Reval) kommst und durch die Stadtpforte hineinfährst, so rufe unter dem Torgang "Saare-Aabram! (Insel-Abraham), dann werde ich schon kommen und dir den Preis für das Rad bezahlen."

Es sei also einmal der Hauswirt in die Stadt gefahren, und gerade als er unter dem Torgang gewesen sei, sei ihm eingefallen, daß der Fremde versprochen hatte, den Preis für das Rad dort auszuzahlen, und hatte ihn dort zu rufen befohlen. So habe er denn "Saare-Aabram!" gerufen, und sofort sei der, der früher das Rad bekommen hatte, angelaufen gekommen und habe gesagt: "Wohl ist es gut, daß du mich nicht vergessen hast. Suche dir nun auch bis zum Abend einen recht großen Sack, dann zahle ich dir den Preis für das Rad aus." Am Abend, als der Hauswirt dorthin gegangen sei, habe Aabram den Mann in den Geldkeller der Stadt gebracht und befohlen, den Sack mit Gold zu füllen. Der Mann habe das Gold in den Sack zu füllen begonnen, habe aber einmal die Augen nach Aabram hin gerichtet und habe gesehen, wie dieser mit den Zähnen an der Wand - rampst und rampst! - genagt habe, und Feuer sei herausgekommen, als ob es rieselte. Der Mann habe sich erschrocken und habe gesagt: "Herrgott, Vaters Söhnchen, du heiliges Geistchen!" Aber Aabram sei plötzlich draußen hinter der Tür gewesen, die Türen zu, und der Mann mit dem Goldsack sei im Keller geblieben. Aabram habe durch die Tür gesagt: "Heute kann ich weder an dich heran, noch kann ich dich retten, aber morgen, wenn man dich aufhängen und schon die Schnur an den Hals legen wird, dann rufe noch einmal: Saare-Aabram! Dann werde ich schon kommen." Am nächsten Tag sei der Mann im Goldkeller gefunden worden, den Sack voll Gold. Er sei festgenommen worden, vors Gericht gebracht und zum Tod durch Erhängen verurteilt worden. Schon habe man dem Mann den Strick um den Hals legen wollen, als er noch habe rufen können: "SaareAabram!" Aber wie sei Aabram da herbeigelaufen gekommen, ein bei dem Fleischer geschlachtetes Schwein auf dem Rücken, und wie habe er dann das Schwein anstelle des Mannes in die Schlinge des Galgens gelegt! Den Menschen und Gerichtsdienern seien die Augen geblendet gewesen, so daß niemand das gesehen noch den Betrug verstanden habe, und sie hätten immer weiter das geschlachtete Schwein gehängt. Inzwischen habe Aabram den Mann fortgebracht.

Am Abend seien sie wieder in den Geldkeller gegangen, aber vorher habe Aabram gesagt: "Fang nun nicht wieder an, die Kreuze und Zauberwürfel zu werfen!" Und als er daraufhin wieder mit den Zähnen Feuer zu ziehen begann, habe der Mann gesagt: "Nun, was Teufel ist es dort, daß du das Feuer nicht herauskriegst?" Wie sei da das Feuer hochgekommen und der Keller so hell wie am Tag gewesen. Er habe dann den Sack erneut voll Geld gesteckt und habe den Mann mit dieser Last nach Hause geschickt.