14. Der Widder und der Wolf beim Hausbau

In alter Zeit bauten sich ein Wolf und ein Widder ein Haus. Der Widder machte sich ein hölzernes Haus, der Wolf aber machte sich ein hübsches Haus aus Eis. Als aber Tauwetter kam, schmolz das Haus des Wolfes. Da ging er zu dem Widder und bat: "Nimm mich unter deinen Schutz und laß mich bei dir schlafen!" Der Widder wollte ihn nicht gern aufnehmen, aber der Wolf sagte: "Ich will mich auch nur draußen vor der Tür aufhalten." Das erlaubte ihm schließlich der Widder. Aber nur eine Nacht hielt er sich dort auf, dann sagte er: "Draußen kann ich nicht schlafen, dort ist es kalt, erlaube mir doch, ins Zimmer zu kommen und hinter der Schwelle zu schlafen!" Der Widder erlaubte ihm das, und so kam der Wolf ins Zimmer und schlief eine Nacht hinter der Schwelle. Da fing er jedoch wieder an und sagte: "Sieh, hinter der Schwelle ist es auch zu kalt zum Schlafen, nimm mich zu dich auf den Stein!" Da erlaubte der Widder ihm, auf dem Stein zu schlafen, er selbst aber legte sich auf die Bank. Aber am nächsten Abend fing der Wolf wieder an und sagte: "Mir gelingt es nicht, auf dem Stein zu schlafen, erlaube mir doch, mich auf die Bank zu legen!" Da erlaubte der Widder dem Wolf, auch auf die Bank zu kommen, er selbst legte sich aber auf dem Ofen nieder. Aber am nächsten Abend begann der Wolf, sich auch auf den Ofen zu drängeln, und so ließ ihn der Widder wiederum auch dorthin, selbst aber legte er sich auf die Dreschlatten nieder. So wurde es wieder der nächste Abend. Da sagte der Wolf: "Ich kann nicht auf dem Ofen schlafen, ich gehe und lege mich jetzt auf die Dreschlatten hin." Da ging er hin und legte sich auf die Dreschlatten, der Widder aber ging und legte sich ins Giebelloch. Aber als es Nacht wurde, fing der Wolf an, von den Dreschlatten aus dem Widder allmählich näherzuschleichen. Er schlich sich an den Dreschlatten entlang, aber auf diese waren Kienspäne gelegt. Wie er nun auf die Enden der Kienspäne trat, warf er sie mit großem Gepolter herunter. Da stürzte der Widder wütend aus dem Giebelloch auf den Wolf und stieß mit seinen Hörnern kräftig zu, riß den Bauch des Wolfes auf und zerrte alle Eingeweide heraus. So wurde der Wolf ums Leben gebracht.