139. Der in der Neujahrsnacht gesehene Mann

Ein Mädchen, das seinen zukünftigen Ehemann sehen wollte, ging am letzten Abend des alten Jahres dreimal draußen um das Haus herum, blieb dann neben der Tür stehen - seinen Geliebten erwarten. Bald erschien an der anderen Seite der Tür ein unbekannter Soldat. Das Mädchen erschrak darüber aber so, daß es wie eine Keule aufrecht stand und das Bewußtsein verlor. Als es aus seiner Ohnmacht erwachte, war der Soldat verschwunden, aber sein Säbel war zurückgeblieben. Das Mädchen nahm den Säbel und legte ihn in ihren Kasten.

Nach einiger Zeit kam derselbe Soldat aus dem Kriegsdienst zurück und nahm sich dieses Mädchen zur Frau. Sie hatten schon einige Zeit zusammengelebt, und als sie das erste Kind hatten, kam der Mann zufällig an den Kasten, sah den Säbel, nahm ihn heraus, ging zu der Frau und sagte: "Woher hast du denn meinen Säbel?" Die Frau erzählte die Geschichte, wie sie den Säbel bekommen habe. Da sei der Mann zornig geworden und habe die Frau mit diesem Säbel töten wollen. "Denn", habe er gesagt, "wieviel Not habe ich deinetwegen aushalten müssen! Über Berge und Schluchten habe ich gehen müssen; und weil mein Säbel verlorenging, bekam ich Prügel!"