Einst wohnte an einem einsamen Ort ein Mann mit seiner Frau, die hatten zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Die Eltern waren beide fromme Menschen, die ihre Kinder auch fromm erzogen. Bei ihrer Eheschließung schenkte der Taufvater (=Pate) der Frau ihr den Heiligen Nikolaus (als Ikone) und der Taufvater des Mannes schenkte dem Mann die Heilige Maria. Beide riefen ihre Ikone zu Hilfe, wenn sie in Not gerieten, und die Ikonen halfen ihnen auch im solchen Fällen. Als sie alt und grau wurden, erkrankten sie beide auf einmal. Beide erkannten, daß sie von dieser Seuche nicht mehr genesen würden. Sie riefen ihre Kinder zum Krankenbett, wo die Mutter der Tochter den Nikolaus und der Vater dem Sohn die Heilige Maria als Ikone gaben, damit sie sie nach dem Tod der Eltern verehren würden. Beide baten ihre Kinder, nicht zu heiraten: "Vielleicht wird der eine oder der andere von euch mit dem Teufel zusammenkommen, dann werdet ihr ein schlechtes Leben haben." Die Eltern starben beide, der eine an einem Tag, der andere am folgenden, und sie wurden beide in einem Grab begraben.
Als sie einige Jahre zusammen gelebt hatten, kamen Freier zu der Schwester, und auch der Bruder begehrte sich eine Frau. Die Schwester schickte alle Freier fort und wollte niemandem zur Frau werden, aber der Bruder ließ von seinen Hochzeitswünschen nicht ab: er wollte dennoch eine Frau nehmen. Wohl ermahnte die Schwester ihn, nicht über das Gebot der Eltern, das sie ihnen auf dem Sterbebett gegeben hatten, hinwegzugehen, aber der Bruder sagte: "Ach, Schwesterchen, ich werde ja doch keine schlechte Frau nehmen. Wenn ich auch eine Frau nehme, deshalb können wir ja auch weiter so wie früher zusammenleben." Die Schwester erwiderte: "Ach, Brüderlein, du willst zwar keine Schlechte nehmen, aber du bekommst sie auch ohne dein Zutun. Es ist nicht gut, das Gebot der Eltern zu übertreten." Schließlich nahm der Bruder sich trotzdem eine Frau, aber die Frau erwies sich als eine Halb-Schlechte (=teuflisch), die weder mit der Schwester noch mit dem Mann zusammenpaßte.
Der Bruder machte seiner Schwester unter dem Fenster des Zimmers ein kleines Kämmerchen und ließ sie dort wohnen. Aber die heimtückische Schwagerin mochte sie auch dort nicht sehen, verfolgte sie und forderte, daß der Mann sie von ihrem Zimmer verjagen soll. Als der Mann in den Wald pflügen ging, schlachtete sie zu Haus alle ihre zwölf Ferkel, legte sie eines neben das andere auf den Zaun, ging dann zu dem Mann in den Wald und klagte: "Komm nach Haus, dann siehst du, was deine gute Schwester getan hat!" Der Mann ging nach Hause und sah alle Ferkelchen auf dem Zaun. Es tat ihm sehr leid: von der Menge der Ferkel hatte er einige Rubel Geld zu bekommen gehofft, jetzt war diese Hoffnung vergangen. Er ging ins Zimmer, stieß das Fensterbrett auf und sagte zu der Schwester ins Kämmerchen hinein: "Schwesterchen, was hast du nun getan, alle meine zwölf Ferkel geschlachtet!" Die Schwester weinte und sprach: "Brüderlein, glaube meinem Nikolaus, ich bin ohne Schuld!" Der Bruder glaubte dem Nikolaus der Schwester, ließ sie in Frieden und ging am nächsten Tag wieder in den Wald pflügen. Die böse Frau schlachtete zu Haus alle ihre großen Schafe und Lämmerchen, legte alle auf den Zaun und ging selbst in den Wald klagen: "Komm nach Haus, dann siehst du, was deine gute Schwester getan hat!" Als der Mann nach Haus kam, sah er böse zu, daß seine ganze Schafherde auf dem Zaun hing. Er ging ins Zimmer, stieß das Fensterbrett auf und sagte zu der Schwester ins Kämmerchen hinein: "Schwesterchen, was hast du nun getan: meine ganze Schafherde geschlachtet!" Die Schwester erwiderte weinend: "Brüderlein, glaube meinem Nikolaus, ich bin ohne Schuld!" Der Bruder glaubte dem Nikolaus der Schwester und erkannte, daß die heimtückische Frau ihm eine solche Mißtat angetan hatte, um die Schwester zu beschuldigen.
Als er wieder eines Tages in den Wald pflügen ging, schlachtete die böse Frau zu Hause alle Herdentiere ab und ging in den Wald, dem Mann zu klagen: "Komm nach Haus, dann siehst du, was deine gute Schwester getan hat!" Als der Mann nach Hause ging, sah er schon von weitem, daß das ganze Herdenvieh auf dem Viehhof abgeschlachtet war, allen war die Kehle durchgeschnitten und die Mägen lagen auf dem Boden. Bösen Sinnes ging der Bruder ins Zimmer, stieß das Fenster des Kämmerchens auf und sagte: "Schwester, was für ein Streich ist das, daß du alle meine Herdentiere geschlachtet hast?" Die Schwester weinte lauthals und sagte: "Ach, Brüderlein, ach Brüderlein, glaube meinem Nikolaus, ich bin ohne Schuld! Ich habe nie daran gedacht, dir Böses anzutun!" Der Bruder glaubte auch dieses Mal dem Nikolaus der Schwester und ließ sie in Frieden.
Als er eines Tages weg von Zuhause war und zu Besuch ging, schlachtete die heimtückische Frau zu Hause auch das Pferd ab und wartete auf die Heimkehr des Mannes. Als der Mann sich dem Heim näherte, ging sie ihm schon weit auf das Feld entgegen und sagte: "Komm doch, komm schneller nach Haus, dann siehst du, was deine gute Schwester dort wieder Böses getan hat!" Der Mann kam nach Hause und sah zu seiner großen Trauer, daß sein gutes Pferd auf der Koppel hinter dem Hof geschlachtet war. Auf das Hetzen der heimtückischen Frau hin ging er ins Zimmer, stieß das Fenster des Kämmerchens auf und sagte zu seiner Schwester: "Höre, Schwester, offenbar willst du mich vernichten! Du hast meine Ferkel, Schafe, Kühe geschlachtet, und als du an diesen auch noch nicht genug bekommen hattest, schlachtetest du auch noch mein gutes Pferd! Sage, weshalb?" Die Schwester warf sich vor dem Heiligen Nikolaus auf die Knie nieder und begann dort lauthals zu weinen und zu sprechen: "Ach, mein Brüderlein, ach mein Brüderlein, glaube meinem Nikolaus, ich habe dir auch nicht für ein Haar auf dem Haupt Böses getan!" Dem Bruder wurde es um die Schwester leid, er glaubte ihr und ihrem Nikolaus immer noch. Er glaubte auch dieses Mal an ihre Unschuld.
Die Schwägerin war schwanger, und dennoch tat dieses Untier noch solch Böses, jeden Tag vor der Geburt. Als der Mann eines Tages wieder im Wald am Roden war, war die Zeit da, daß die Frau gebären ging. Und was tat sie, dieses Vieh? Sie riß ihr neugeborenes Knaben-Kindlein entzwei, dann ging sie in den Wald, um dem Mann weinend zu klagen: "Komm nach Haus, dann siehst du endlich, was deine gute Schwester getan hat! Du wirst mich ja nicht früher hören, als sie mich und dich auch noch abschlachtet, sieh dann die Gute!" Als der Mann zu Hause das zerrissene, blutige Kindlein sah, wurde er furchtbar böse, und seine Frau sagte ihm unter großem Weinen: "Wenn du sie auch jetzt noch hier läßt, laufe ich fort. Wer schon mein Kind tötet, der wird sich wohl auch nicht mehr zurückhalten, mit dem Messer wird sie mir an die Gurgel kommen!"
Mit großem Herzensschmerz ging er zu seiner Schwester ins Kämmerchen und sagte: "Schwester, mach dich jetzt fertig, wir wollen zur Tante gehen!" Die Schwester, die nichts Böses getan hatte, befürchtete auch nichts Böses. Sie kleidete sich schnell an und ging mit dem Bruder zusammen zur Tante. Als der Bruder die Schwester einen einsamen Weg in den großen Wald brachte, begann sie zu ahnen, daß er mit ihr etwas Böses vorhatte. Sie sagte: "Brüderlein, dieser Weg geht wohl zu keiner Tante. Ich bin diesen Weg noch nie gegangen." Der Bruder ging ohne ein Wort zu sagen weiter, die Schwester hinterher. Nachdem sie eine lange, lange Strecke gegangen waren, kamen sie im Wald an eine Stelle, wo ein großer Baum abgehackt war. Da sagte der Bruder zu der Schwester: "Nun, Schwesterchen, legst du die Hand auf den Stumpf oder das Haupt?" Die Schwester brach in lautes Weinen aus und sagte: "Brüderlein, Brüderlein, was habe ich dir denn Böses getan, daß du mir so etwas antun willst?" Zornig erwiderte der Bruder: "Na, na, ohne Zeit zu vergeuden, tu, was ich dir sage! Schnell!" Die Schwester sagte: "Besser ist es dann schon, beide Hände hinzugeben als den Kopf!" Und sie legte beide Hände auf den breiten Stumpf, der Bruder zog unter dem Rockschoß ein Beil hervor und hieb ihr beide Hände an der Wurzel ab. Die Schwester sagte weinend zu dem Bruder: "Wenn du mir, Brüderlein, meine Hände abgehauen hast, so lege sie mir auch in den Schoß!" Der Bruder legte der Schwester die Hände in den Schoß, ging, ohne ein Wort zu sagen, seines Weges und überließ das unglückliche Mädchen sich selbst.
Das arme händelose Frauenzimmer ging mit großen Schmerzen ein paar Tage lang im großen Wald herum, preßte die Zähne zusammen und seufzte und haschte, nachdem der große Schmerz schon geringer wurde, mit dem Mund einige Beerlein vom Waldboden, um mit diesen das Leben zu fristen. Als sie so einige Tage durch den endlosen Wald gestreift und dort auch mehrere schreckliche Nächte geschlafen hatte, kam sie schließlich aus dem Wald heraus zu einem hübschen Gütchen, wo um die Häuser herum bis zu dem Wald ein unermeßlich großer und schöner Apfelgarten war. An einer Stelle drängte sie sich mit der Schulter durch den Zaun in den Apfelgarten hinein und aß dort mit dem Mund von den niedrigen Ästen süße Äpfel. Aber auf dem Gütchen lebte ein altes Weiblein mit ihrem einzigen Sohn, der wochenlang draußen handeln ging. Eines Tages sah das Weiblein, daß von ihrem Apfelbaum die größten Äpfel zur Hälfte abgegessen waren. Das alte Mühmchen sagte zu sich selbst: "Was für ein Vogel mag das wohl sein, der diese teuren Äpfel nagen und picken kommt?"
Als der Sohn vom Handel nach Hause kam, erzählte sie ihm die Geschichte mit den Äpfeln. Und sie trug ihm auf, in der Nacht im Apfelgarten zu wachen. Das händelose Mädchen, das sich nachts von den Äpfeln ernährte, ging jedoch tags aus dem Garten hinaus und schlief im Wald in einem Wacholderstrauch. Als sie eines Nachts wieder durch das bekannte Loch in den Apfelgarten kam und dort von den niedrigeren Ästen Äpfel zu essen begann, schlich der junge Mann leise an sie heran und nahm sie fest. Das arme händelose, aber unsagbar schöne Mädchen bat den jungen Mann sehr, daß er sie losließe. Der junge Mann tröstete sie und versprach, in jeder Beziehung für sie zu sorgen, daß es ihr an nichts fehlen solle. Er brachte das hübsche Mädchen in seine Geheimkammer, brachte ihr dorthin ohne das Wissen der Mutter zu essen und zu trinken, die Mutter aber dachte, daß sie jede Nacht in den Apfelgarten auf die Wache geht.
Als er sah, daß er das Mädchen ohne das Wissen der Mutter in seiner Kammer nicht mehr geheimhalten konnte, brachte er sie aus dem Garten ins Zimmer und sagte der Mutter: "Mama, sieh, das ist der Dieb! Was machen wir mit ihm? Sollen wir ihn töten oder lassen wir ihm kräftig Schmerzen fühlen?" Dem alten Mühmlein war es leid ums Herz, sie sagte zu seinem Sohn: "Ach, Sohn, du siehst doch selbst, daß sie ein unglücklicher Mensch ohne Hände ist, tu ihr nichts Böses! Gib ihr eher wie einem Bettler einen Bissen Brot und laß sie ihres Weges ziehen!" Der Sohn sagte: "Wozu Mutter? Wenn du so gnädig zu ihr warst, so erlaube, daß ich noch gnädiger bin: laß sie lieber hier bleiben, dir zur Gesellschaft und Unterhaltung, wenn ich nicht zu Haus bin. Tut es dir doch sicher manchmal gut, wenn sie die Hühner vom Tisch scheucht, wenn sie auch nichts anderes arbeiten kann." Die Rede des Burschen gefiel auch der Mutter, und das händelose Mädchen wurde im Haus behalten.
Mit der Zeit begann der junge Mann an dem händelosen Mädchen Gefallen zu finden und sie in seinem Herzen zu lieben. Die Mutter drückte dem Sohn hundert Rubel in die Hand und sagte: "Sohn, geh eine Frau suchen, du siehst ja selbst, daß ich schon alt und elend bin." Der Sohn ging, streifte aber nur so herum und verbrauchte das Geldchen, kam nach Haus und sagte zu der Mutter: "Ich bekam nirgends eine Braut nach meinem Gefallen, obwohl ich hundert Rubel Geld verbraucht habe. Manche wären vielleicht auch gekommen, die eine wollte ich selbst wieder nicht haben, die andere wollte ich wohl, aber die kam wieder nicht mit, so blieb ich dieses Mal ohne Braut." "Schon gut", sagte die Mutter, "ich gebe dir nochmal hundert Rubel, suche weiter, vielleicht findest du nun etwas!" Der Sohn ging wieder los und verbrauchte das Geld ebenso, eine Braut fand er jedoch nicht. Die Mutter gab ihm zum drittenmal hundert Rubel, der Sohn verbrauchte auch dieses Geld und kam ohne Braut und Frau nach Haus. Da sagte die Mutter: "Sohn, so nimm das händelose Mädchen zur Frau, wenn du nirgends eine nach deinem Gefallen bekommen hast." Das aber hatte der Sohn nur erwartet. So nahm er denn das händelose Mädchen sich zur Frau, war mit ihr einige Monate bis zum Herbst zu Hause, dann ging er fort in die Stadt, um zu handeln.
Als er schon eine Menge zusammengekauft hatte, ließ er die Waren mit einem Schiff in ein fremdes Land fahren. In dieser Zeit aber wurde der händelosen Frau zu Hause eine sehr schöne Tochter geboren. Die Mutter schickte dem Sohn einen Brief zu seinem Freund, wo er immer in Quartier war, daß die Frau zu Hause eine sehr hübsche Tochter geboren habe, und rief ihn sehr schnell zurück, die Taufe zu halten. Aber der Freund des jungen Mannes war gerade der Bruder der händelosen Frau, mit dem er schon, bevor sie Schwager wurden, befreundet war und gehandelt hatte. Als der Briefbote dort ankam, waren die Burschen gerade in der Sauna. Die Hausfrau ließ den Brief auf den Heiligenschrein legen, während sie selbst das Brot in den Ofen schob. Als sie den Brief las, wußte sie gleich, daß ihre verhaßte Schwägerin verheiratet und die Mutter der Tochter sei. Da kam ihr, wie immer einer Tochter des Bösen (=Teufels), ein böser Gedanke. Sie riß den Brief entzwei und schrieb einen anderen, daß die Frau zu Haus eine junge Hündin geboren habe. "Was soll ich mit ihr tun?" Als die Burschen aus der Sauna nach Haus kamen, gab sie ihrem Mann den Brief, der ihn dem Freund aushändigte. Dieser las den Brief durch und schrieb: "Mein Kind zu Haus mag aussehen, wie es will, haltet es gut, bis ich selbst nach Haus komme!" Die heimtückische Schwägerin aber schrieb wieder einen anderen Brief und riß diesen entzwei. Im Brief befahl sie, der händelosen Frau die Hurenhündin um den Hals zu binden und sie aus dem Haus hinauszuschicken. Der Briefbote kam mit dem anderen Brief zu der Mutter zurück, die traurigen Sinnes so tun mußte, wie der Sohn im Brief befohlen hatte. In Tränen band sie der händelosen Schwiegertochter das Kind mit dem Handtuch um den Hals und legte ihr auch die abgeschlagenen Hände in den Schoß, die ebenso schön und heil waren, als wären sie eben erst abgeschlagen worden. Bitter weinend ging die händelose Frau mit dem Kindchen weiter, bis sie ans Meer kam. Dort bat sie Gott, daß er sie lieber zusammen mit dem Kind aus der Welt nehme, als daß sie da alle Hungers sterben müssen. Inzwischen ging ihr auch der Mut aus, und sie wollte sich zusammen mit dem Kind ins Meer werfen.
Da kam ein graues altes Männlein zu ihr und begann freundlich mit ihr zu reden: "Was, Tochter, weinst du? Was fehlt dir?" Weinend erzählte sie dem alten Mann alles, in welch einer Not sie früher gewesen war und auch jetzt noch sei und wie sie offenbar mit ihrem Kind des Hungers sterben müsse. Der gute alte Mann nahm ihre beiden abgeschlagenen Hände aus ihrem Schoß, begoß sie mit Meerwasser und steckte sie an die Schultern. Die Hände wurden wie früher lebend und heil, und die Frau weinte vor großer Freude, daß sie mit ihren Händen das Kindlein unter den Arm schmiegen konnte. So war sie aus der großen Not gerettet, ging wie eine arme Frau mit ihrem Kind weiter unter die Menschen, wo sie für sich und für das Kind zu essen und zu trinken bekam. Schließlich kam sie auch auf ihrer Wanderschaft zu ihrem Bruder, was sie auch eigentlich wollte, und dort fand sie auch ihren Mann vor. Sie bat ihn, sie als einen armen Menschen zur Nacht zu beherbergen, was der Hauswirt, ihr Bruder, natürlich auch gestattete. Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen und sich im warmen Zimmer umgesehen hatte, bat sie den Hauswirt um die Erlaubnis, ein Märchen erzählen zu dürfen. Die Männer wollten beide sich das Märchen anhören und sie baten die Bettlerin, daß sie erzählen möge. Die heimtückische Hausfrau aber erkannte ihre verhaßte Schwägerin, obwohl es ihr unbegreiflich war, wie ihre Hände wieder heil werden konnten. Sie sagte zu den Männern: "Setzt euch lieber zum Abendessen hin und geht schlafen, als daß ihr das Geschwätz einer Bettlerin anhört!"
Auf die Bitte der Männer hin begann die Bettlerin, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, wie ihre Eltern starben und der Tochter den Nikolaus, dem Sohn aber die Heilige Maria hinterließen und den Kindern nicht zu heiraten geboten. Schon hatte sie ihre Lebensgeschichte fast bis zur Hälfte erzählt, als die heimtückische Schwägerin aufsprang und sie hinauswerfen wollte. Aber die Männer ließen das nicht zu. Als sie alles erzählt hatte, sagte sie zuletzt: "Mein Bruder und mein Mann, hier bin ich jetzt selbst - eure Schwester und Frau, an der Gott selbst ein solches Wunder getan und die abschlagenen Hände wieder angelegt hat." Mit großer Freude, wenn auch mit viel Reue und Bitten um Vergebung, begrüßten sowohl der Bruder als auch der Mann ihre Liebe, aber die heimtückische Frau wurde sofort mit Stricken festgebunden, um dann am nächsten Tag über sie ein gerechtes Urteil zu fällen und sie wie eine große Übeltäterin zu bestrafen. Am nächsten Tag wurde die heimtückische Frau an den Schwanz eines Pferdes gebunden, und man ließ sie durch die Welt schleifen. Der blaue Stein und der Nußstrauch rieben sie noch neun Jahre lang, bis sie endete.