128. Die Schlange lehrt den Jäger allerlei Sprachen

Einmal sei ein Jäger in den Wald auf die Jagd gegangen. Den Wald habe er wohl gründlich gekannt, aber irgendwie habe er sich doch verirrt. Es fing schon an zu dämmern, und dem Jäger blieb nichts anderes übrig, als im Wald zu übernachten. Im Wald habe er ein Feuer gemacht, um sich zu wärmen. Als das Feuer abgebrannt sei, habe er sich bei einer großen Fichte schlafen gelegt. Dort habe er eine große Schlange über seinem Kopf hängen sehen. Der Mann habe die Schlange töten wollen, aber die Schlange habe gebeten, daß der Jäger sie nicht töte. Dann habe die Schlange dem Mann versprochen, ihn alle möglichen Sprachen zu lehren. Der Mann habe gedacht: "Was soll ich sie töten?" Als die Schlange verschwunden war, habe der Mann gehört, wie die Bäume untereinander sprachen: unter einem Baum sei ein großer Schatz versteckt. Der Mann habe denn auch am Morgen am Baum alles durchsucht und habe auch etwas gefunden. Gleich habe er auch den Weg nach Hause gefunden.

Zu Hause habe der Jäger nun die Sprachen aller Tiere gehört, die sie untereinander sprachen. Einmal habe der Mann aus dem Fenster hinaus geschaut und habe die Hühner im Buchweizen gesehen. Das eine habe dem anderen gesagt: "Nimm immer vom Ende, später wirst du sie schon auf dem Boden festbekommen!" Der Mann brach darüber in Lachen aus. Die Frau fragte verwundert: "Warum lachst du?" Wohl versuchte der Mann sich zu entschuldigen, aber die Frau habe ihn nun keine Ruhe mehr gegeben. Sie habe nur immer gefragt. Der Mann habe das nicht mehr ertragen können und habe gedacht: "Lieber sage ich es und bereite mich für den Tod." Er habe sich ein Totenkleid angezogen, habe dann eine große Bank gebracht und habe sich auf der Bank lang gelegt. Dann sei der Hahn mit der Hühnerschar ins Zimmer gekommen. Und die ganze Hühnerfamilie habe zu schreien begonnen. Der Hahn habe dann gesagt: "Was ist das nur für ein Mann: er kann nicht über seine Frau herrschen. Ich muß über zwölf Weiber herrschen!" Sogleich sei der Mann von der Bank aufgesprungen und habe gesagt: "Scher dich in die Küche zu deinen Verrichtungen und such keinen Streit hier hinter meinem Rücken, warum ich lache!"

Seit dieser Zeit forschte die Frau nie mehr bei seinem Mann, warum er, als er aus dem Fenster schaute, gelacht habe.