116. Die hilfreichen Tiere

In alter Zeit legte einmal ein Mann Fallen im Wald und sah nach, ob was in ihnen drin sei. Da war ein Hase in der Falle. Der Mann wollte ihn herausnehmen, da fing der Hase an zu bitten: "Goldenes Täubchen, erschieß mich nicht, ich will dein Knecht werden." Da hörte denn der Mann auf des Hasen Rede, nahm ihn aus der Falle heraus, brachte ihn nach Haus und tat ihn in den Stall. So ging er am anderen Tag wieder nachsehen, was in den Fallen sei, da war ein Fuchs in der Falle. Der Mann wollte ihn erschießen, aber auch der Fuchs fing an zu bitten: "Erschlage mich nicht, ich will dein Knecht werden." So nahm er auch den Fuchs zum Knecht und brachte ihn nach Haus. Am dritten Tag ging er wieder zu den Fallen und schaute nach, da war ein alter Wolf in der Falle stecken geblieben. Der bat ihn wieder: "Laß mich leben, ich will dein Knecht werden." So ließ er auch jenen am Leben und brachte ihn nach Haus. Am vierten Tag ging er wieder hin nachzuschauen, da war ein alter Bär in der Falle steckengeblieben. Der fing erbärmlich an zu bitten: "Erschlag mich nicht, siehst du, ich will dein Knecht werden." So vergab er auch jenem und brachte ihn heim und sagte: "Jetzt sind nun genug Knechte da, sieh, ich vermag sie nicht einmal mehr zu ernähren!"

Einmal ging der Hauswirt in den Wald, die Hausfrau aber war zu Haus. Da kam der Teufel ("der alte Schlechte") immer wieder zur Hausfrau undwollte sie verführen, den Mann zu vernichten: "Sieh, ich will dein Mann werden, dann wirst du ein besseres Leben haben." Da lehrte er die Frau: "Heize die Sauna richtig heiß und schicke den Mann in die Sauna, dann wird er dort umkommen." Die Frau heizte die Sauna und trieb den Ofen zu roter Glut wie eine Perle. Wie der Mann heimkam, sagte sie: "Geh jetzt in die Sauna, es ist ein gutes Bad fertig." Da ging der Mann hinein, aber auch der Teufel ging hinterher und rief: "Quaste dich noch einmal, was du quästen kannst, siehe, hinterher stoße ich dich doch in den Ofen und brate dich." Da fing der Mann an zu bitten: "Mach mit mir, was du willst, aber laß mich noch einmal hinaus, daß ich mich von meinem Hof verabschieden kann." Da erlaubte er ihm auch zu gehen. So ging er hinaus und rief: "Knechte, bei Gott, wo bleibt ihr nur?" Da fing der alte Teufel wieder an, ihn anzutreiben: "Quaste dich nur schnell, schnell, siehst du, ich habe keine Zeit!" So ging der Mann wieder ans Quasten.

Aber der Hase hörte, wie der Mann rief, und sagte zu den anderen: "Wer weiß, was unserem Hauswirt fehlt, daß er so etwas rief: Knechte, bei Gott, wo bleibt ihr nur?" Aber die anderen sagten: "Ach, falsch! Wieso haben wir das Rufen nicht gehört?" So quästete sich der Mann und fing wieder an, den Teufel zu bitten: "Laß mich noch ein zweites Mal gehen, mich zu verabschieden!" Da erlaubte der Teufel es ihm auch noch ein zweites Mal, und er ging wieder hinaus und rief: "Knechte, bei Gott, wo bleibt ihr nur?" Dieses Mal hörte es nun aber der Fuchs und sagte: "Unser Hauswirt ist wohl in Not, daß er uns rief!" Aber die anderen sagten: "Wer weiß, was du gehört hast!" So quästete sich der Mann nun in der Sauna und der Teufel sagte: "Mach schnell!" Aber er bat: "Laß mich noch ein einziges Mal hinaus, dann werde ich fertig sein." Da sagte der Teufel: "So komm noch einmal!" Da kam er und rief wieder die Knechte. Dieses Mal hörten es alle und sagten: "O je, es ist schon richtig, sieh, der Hauswirt ruft nach uns. Wollen wir doch nachsehen gehen!"

So gingen sie auch dem Ruf nach zu schauen und erreichten die Sauna, da quästete sich der Hauswirt in der Sauna. Da lief der Hase allen voran, sprang auf die Sauna und sah sich dort um. Aber der Fuchs lief um die Sauna herum und zog den Kreis, daß keiner mehr aus dem Kreis heraus konnte. Da kamen die alten Männer (=Bär und Wolf) mit Gebrumm hinter ihnen her, gelangten zur Sauna und sahen, daß der alte Teufel in der Sauna war. Der Wolf fing an, die Saunatür aufzureißen, aber er konnte sie nicht aufkriegen. Erst der alte Bär riß sie mit einem Knall herunter, ging in die Sauna, nahm den alten Teufel fest, steckte ihn in den Ofen und verbrannte ihn. Da ging der Hauswirt zum Haus und sagte: "Gott sei Dank, Weiblein, daß du mir ein solch gutes Bad geheizt hast, jetzt geht es mir viel besser." Aber die Frau wurde böse, daß dieser alte Kerl nicht in der Sauna verendet war. So ging sie zur Sauna, nachzuschauen, was dort los sei, sah in den Ofen und da war nichts anderes als nur etliche Gebeine und Knochen.

Da sagte sie: "Warte, warte, gib mir Zeit, ich werde schon sehen, was zu tun ist!" So nahm sie die Gebeine des Teufels und zerrieb alles zu Mehl. Dann kochte sie Brei, schüttete das Mehl in den Brei hinein und gab es dem Mann zu essen. So aß der Mann das denn auch auf und wurde sehr schwer krank, schwoll endlos auf und fing schon an zu sterben. Das hörten die Knechte: "Hört, wie unser Hauswirt so erbärmlich stöhnt!" So kommen sie, um zu sehen, was ihm fehlt. Da sagte der alte Bär: "Bringt ihn hinaus auf den Rasen, wir wollen ihn dort kurieren!" Sie brachten ihn hinaus, da sagte der Bär: "Bringt ein Stück Tuch, damit wir ihn darin einwickeln können!" So wurde denn der Kranke ins Tuch gewickelt und dem Hasen wurde befohlen nachzusehen, wo ein heilender Baum zu finden sei. Da ging jener los und brachte eine Weidenrute, aber der Bär sagte: "Aus der wird wohl gar nichts. Geh nun du, Fuchs, holen!" So ging der Fuchs und brachte schon einen guten Holzscheit. Aber der Bär sagte wiederum: "Dieses Scheit, liebes Brüderlein, ist sehr klein." So sagte er: "Wolf, geh und hol du! Schau, ob du vielleicht etwas Brauchbares bekommst!" So ging auch der Wolf suchen und brachte einen ordentlichen großen Kanten. Aber der Bär sagte: "Auch dieser ist immer noch zu klein. Aber gib mir Zeit, ich gehe und hole selbst." So ging er suchen und brachte einen großen Teerstumpf mit allen Wurzeln und legte ihn neben den Siechen auf den Rasen.

Da befahl der Bär: "Hase, spring du hinüber!" Da sprang der denn auch darüber, aber seine Füße berührten den Stumpf, da wurde der Hase krank, der Hauswirt aber gesund. Dann wurde dem Fuchs befohlen hinüberzuspringen. So sprang der auch, aber sein Schwanz berührte den Stumpf, da wurde der Fuchs auch krank und schwoll sehr an, aber der Hase wiederum wurde gesund. So wurde denn dem alten Wolf befohlen hinüberzuspringen. So sprang auch der über die Sudelei und kam auch darüber hinweg, aber die Hinterpfoten streiften dennoch den Stumpf, da wurde auch der Wolf krank und fing sehr an zu stöhnen, und er wurde ins Tuch gewickelt. Dann sagte der alte Bär: "Warte, warte, aus euch werden keine Springer, ich werde, seht ihr, selber springen." So sprang auch er, und er stieß nirgendwo an. Da wurde denn auch der Wolf wieder gesund, aber der Teerstumpf schwoll furchtbar an. So machten sie denn ein großes Feuer und zündeten den Stumpf an. Sie brachten auch die Hausfrau heraus, banden sie an dem Stumpf fest und verbrannten sie zusammen; seht, sie ließen von der Hausfrau nichts mehr übrig, sonst hätte sie, seht ihr, den Hauswirt vernichtet. Sie aber nahmen und vernichteten die Hausfrau, so blieb der Hauswirt am Leben und fing an, schön zu leben.