Wer einmal das Fleisch der weißen Schlange gegessen hat, versteht allerlei Vogelstimmen. Der alte Gutsherr von Valgjärve (d. h. Weiß-See) fing einmal eine Schlange, tötete sie und gab sie dem Koch zum Braten. Der Koch bekam noch das strenge Verbot, nicht einmal das kleinste Bißchen vom Fleisch selbst zu kosten. Als das Fleisch weich war, wollte der Koch es schon herausnehmen, es kam ihm aber plötzlich der Gedanke zu kosten, ob das Salz recht sei, und er schlürfte vom Rand der Schöpfkelle ein Tröpfchen der Brühe. Siehe, was für ein Wunder! Der Koch verstand alle Vogelstimmen, aber der Herr, der das Fleisch aß, verstand keine. Eines Abends sah der Koch zwei schwarze Vögel über das Gut fliegen, die krächzten recht laut. Natürlich verstand er alles, was die Raben sprachen. Die Raben sprachen, daß das Land des Gutes morgen nach unten sinken und statt dessen ein See entstehen werde. Als der Koch das hörte, lief er geradeswegs zu seinem Herrn, um ihm das alles zu sagen. Da hielt nichts mehr den Herrn auf seinem geliebten Gut, die Pferde wurden angespannt und auf die Flucht dem Ort Helme zu! Alle anderen, außer dem Koch und dem Herrn, versanken samt dem Gut unter die Erde. Eine Werst von der Kirche zu Helme, beim Söödi-Gesinde in der Kirchengemeinde, habe der Herr sein Taschentuch verloren. Da dort gerade eine Senke oder Vertiefung beiderseits des Weges war, wurde diese niedrige Stelle die "Taschentuch-Pfütze" genannt, das Feld aber das "Taschentuch-Feld". Als mein Vater noch zur Fronarbeit ging, wurde dieses Feld immerfort nach diesem Namen genannt, während man diesen Namen jetzt schon nicht mehr benutzt.